Pro & Contra

Direkte Demokratie im Diskurs

Direkte Demokratie ist auch abseits von Wahlkämpfen ein lebendiges Thema im Kontext der gesellschaftlichen Weiterentwicklung. In der Aufstellung unserer deutschen Schwesterorganisation Mehr Demokratie! Deutschland finden Sie eine umfassende Gegenüberstellung von Pro- und Contra Argumenten in der Diskussion um Direkte Demokratie. Hier eine Auswahl zentraler Positionen:

Pro direkte Demokratie

Der „Blankoscheck“ Wahl reicht nicht aus!

Von uns Bürger_innen geht alle Staatsgewalt aus. Aber nur einmal innerhalb von vier Jahren. Dann geben wir unsere Stimmen und damit unsere Souveränität ab. Mit dem Recht auf Volksabstimmung können wir Wähler_innen unsere Stimme viel differenzierter zum Ausdruck bringen: Ein/e Bürger_in kann z.B. die ÖVP wählen, aber beim Volksentscheid – konträr zur Haltung der eigentlich gewählten Partei – für ein Nichtraucher-Gesetz stimmen.

Gaspedal: Neue Ideen, Motor für Reformen

Volksbegehren machen Druck für notwendige Reformen. Ein Beispiel aus dem nahen  Bayern: 1991 streiten Bürgerinitiativen für eine umweltfreundliche Müllpolitik. Die CSU blockt ab. Erst ein Volksbegehren mit fast einer Million Unterschriften führt zum Umdenken. Ergebnis: Bayern wird Vorreiter für eine moderne Abfallwirtschaft.
Gute Ideen prallen oft an Parteien und Parlamenten ab. Die Folge: Reformstau und hohe Kosten. Durch Volksabstimmungen können Bürger_innen die Politik selbst voranbringen. Mit der Direkten Demokratie kann die Kompetenz vieler Bürger_innen zum Wohle der Gesellschaft genutzt werden. Trotz ihres Einfallsreichtums und ihrer Kompetenz kommen sie oft nicht zum Zuge, weil nur die Amts- und Mandatsträger verbindliche politische Entscheidungsrechte besitzen.
Einen Überblick über aktuelle laufende Bürger_innen-Initiativen und Petitionen in Österreich finden Sie auf der Website des Parlaments. 

Contra Direkte Demokratie

Bei unserer Arbeit für die Stärkung direktdemokratischer Rechte ist uns bewusst, dass es auch Argumente gegen direkte Demokratie, gegen Volksabstimmungen gibt. Wir nehmen diese Einwände ernst und berücksichtigen sie bei unseren Überlegungen, wie direkte Demokratie geregelt sein sollte: Denn ein gut gestaltetes Verfahren ist die Voraussetzung dafür, dass die direkte Demokratie ihre konstruktive Wirkung entfalten kann. Im Folgenden werden Argumente gegen Volksabstimmungen aufgeführt und von uns beantwortet:

Das Volk ist zu dumm!

So platt kommt dieses Argument natürlich nur selten daher. Statt dessen ist zu hören, das Volk sei nicht kompetent genug, die Themen werden komplexer usw. Die Annahme, das Volk besäße nicht die nötige Intelligenz für politische Entscheidungen, ist ein altes Argument gegen jede Form der Demokratie: Es wurde schon gegen die Einführung der parlamentarischen Demokratie und des Frauenwahlrechtes angeführt.

Die Geschichte zeigt jedoch, dass die Menschen selbstverständlich zu politischen Entscheidungen fähig sind. Vor Volksentscheiden finden intensive Diskussionen statt. Hier besteht viel eher die Chance, sich eine Meinung zu bilden, als dies bei Wahlen der Fall ist. Denn bei Volksentscheiden geht es um ein Thema, bei Wahlen werden mehrere Themen, häufig auf oberflächliche Weise, behandelt.

Die Abstimmenden sind natürlich unterschiedlich gut informiert. Die eine möchte es ganz genau wissen, ein anderer begnügt sich damit, daß seine favorisierte Partei oder der Verband seines Vertrauens eine bestimmte Sache unterstützt. Es ist ein Irrglauben, die Abgeordneten seien in allen Fragen umfassend informiert. Sie entscheiden meist nach Klubzwang. Die Bürger kennen keinen Klubzwang. Wir schlagen zudem vor, daß jeder Wahlberechtigte ein Abstimmungsheft erhält. In diesem wird das Thema des Volksentscheids mit Pro- und Contra-Argumenten leicht verständlich dargestellt.